Jonathan Humphries von der British Coalition for East Timor hält dagegen, Nicholls sei keineswegs Teil einer parteiübergreifenden Delegation gewesen, vielmehr habe die Gruppe nur aus Mitgliedern der konservativen Ulster Unionist Party bestanden. Bischof Belo, der von Nicholls als Kronzeuge mißbraucht wurde, habe lediglich zehn Minuten mit dem Abgeordneten geredet. Kurz darauf sagte er in einem Interview über den Besuch: "Es ist traurig, daß sie nach drei Tagen behaupten können, die Situation zu kennen ... und die Menschen in Ost-Timor seien glücklich, stimmen der Integration zu. Ich denke, es ist nicht besonders fair, so etwas zu sagen. Sie müßten länger bleiben und die Leute kennenlernen. Und es ist nicht ihre Angelegenheit, zu sagen, das Beste für Ost-Timor sei ein Sonderstatus oder die Integration ... Die Menschen müssen gefragt werden."
Während des Besuchs der britischen Parlamentarier waren die Straßen in Dili wie leergefegt von Soldaten, die aber kurz darauf wieder in großer Anzahl zurückkehrten. /The Times, 11.10.94/
Eine japanische Parlamentarierdelegation hatte im August einen völlig anderen Eindruck über Ost-Timor mit nach Hause genommen. Takahashi Naoko, der die Gruppe auf ihrer Reise begleitete, berichtet: " Wir waren auf Schwierigkeiten vorbereitet, aber was wir erlebten übertraf alle unsere Erwartungen." Entgegen aller Versprechungen, die Parlamentarier könnten sich frei in Ost-Timor bewegen und reden, mit wem immer sie wollten, war ihr Aufenthalt vor Ort auf die Hauptstadt Dili beschränkt. Sie durften die Stadt nicht verlassen und fast alle Gesprächspartner wurden von der indonesischen Seite gestellt. Überall sei die Gruppe von weißen Motorrädern begleitet und von Militärs umringt gewesen. Angehörige der japanischen Botschaft holten die Delegierten sofort mit dem Auto ein und brachte sie ins Hotel zurück, als sie den Versuch gewagt hatten, alleine einen morgendlichen Spaziergang zu machen. Den Besuchern kam zu Ohren, daß es vor ihrer Ankunft in Dili zahlreiche Verhaftungen gegeben habe. /Shakai Shimpo, 6.9.94/
Ein zweiter Schock ereilte die Parlamentarier nach ihrer Rückkehr, als sie erfuhren, was die Presse über ihren Besuch berichtet hatte. Japanische Pressevertreter hatten der Delegation Doppelzüngigkeit vorgeworfen, da sich ihre Äußerungen in Japan stark von den Berichten der indonesischen Presse unterschieden. Kompas hatte geschrieben: "Die japanischen Abgeordneten bewerteten die Zusammenarbeit zwischen ABRI und der Bevölkerung als sehr gut," und "Die Strategie 'Entwicklung zuerst', die die indonesische Regierung in Ost-Timor anwendet, ist angebracht."
Wie sich nach Überprüfung der Widersprüche herausstellte, lag die Ursache nicht etwa in der Verdrehung von Tatsachen durch die indonesische Presse, sondern in Übersetzungsfehlern des japanischen Botschaftspersonals. Es konnte nicht abschließend geklärt werden, ob der Dolmetscher der Botschaft absichtlich oder aus Oberflächlichkeit falsch übersetzt hatte. Der vorauseilende Gehorsam, mit dem Botschaftsangehörige die morgendlichen Spaziergänger wieder nach hause gebracht hatten, läßt jedoch gewisse Rückschlüsse zu. /Asahi Shimbun, 19.10.94/
Auch der deutsche Bundestagsabgeordnete Gerhart Baum besuchte als Beobachter
in Sachen Menschenrechten im Sommer 1994 Ost-Timor. Noch in Jakarta fand
er sich zu einem Interview mit der indonesischen Presse bereit. Wie auch
durch Außenminister Kinkel verbreitet bescheinigte Baum Indonesien
gewisse Fortschritte in der Respektierung der Menschenrechte. Gegenüber
Watch Indonesia! war Herr Baum dagegen bis jetzt nicht zur Auskunft bereit.
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