Indonesien-Information
Nr. 1 1995 (Rüstung)
Tödliche Geschäfte
UN-Register: Gesamtdeutschland ist zweitgrößter Waffenexporteur
der Welt
Genf (taz) - Die Bundesrepublik Deutschland war 1993 neben den USA der
größte Waffenexporteur der Welt. Die meisten deutschen Waffen
gingen in Spannungsgebiete und Konfliktregionen. Das geht aus dem gestern
veröffentlichten UNO-Register für konventionelle Waffen hervor.
Die in dem Register enthaltenen Exportdaten für 82 Staaten wurden
von deren Regierungen an die UNO übermittelt und betreffen nur genehmigte
Waffenausfuhren. Noch am Dienstag abend hatte Bundesaußenminister
Kinkel gemeinsam mit den Unionspolitikern Schäuble und Waigel bei
einer ZDF-Wahlkampfdebatte gleichlautende Angaben der SPD, der Grünen
und der PDS als "übertrieben" und "Verleumdung" zurückgewiesen.
Tatsächlich exportierte die BRD laut UNO-Register 1993 242 Panzer,
383 gepanzerte Kampffahrzeuge, 93 Kampfflugzeuge, 24 Kriegsschiffe, zehn
großkalibrige Artilleriesysteme sowie 1.020 Kurzstreckenraketen beziehungsweise
Abschußgeräte. Hauptempfänger waren wie schon 1992 die
Türkei und Griechenland. Ankara erhielt 187 Kampffahrzeuge, 85 Leopard-Panzer
(Athen 54), Kampfflugzeuge vom Typ F4 (Athen 15) sowie ein Militär-Ausbildungsschiff.
Athen erwarb darüber hinaus in Deutschland ein Schiff zur U-Boot-Bekämpfung
vom Typ Corvette sowie zwei Hochgeschwindigkeits-Patrouillenboote. Die
Exporte aus Deutschland tragen dazu bei, daß die beiden über
zahlreiche Fragen zerstrittenen Balkanländer auch 1993 wieder die
weltweit größten Waffenimprotreure waren. 1992 hatte die Türkei
allein aus Deutschland und den USA 1.017 Kampfpanzer erhalten - fast so
viele wie die gesamte britische Armee (Griechenland: 718). Weitere wichtige
Empfänger offiziell genehmigter BRD-Waffenexporte waren Indonesien,
Kuwait, Südkorea, Thailand, Litauen, Schweden und Finnland. Hinzu
kommen die Nato-Mitgliedsstaaten USA, Italien, Portugal und Norwegen. Andreas
Zumach
Copyright © contrapress media GmbH T941015.22 TAZ Nr. 4443 Seite
2 vom 15.10.1994 60 Zeilen von TAZ-Bericht andreas zumach