Berlin, den 20.05.2002
Watch Indonesia! gratuliert den Osttimoresen zur Unabhängigkeit am 20. Mai 2002.
Wir freuen uns mit der Bevölkerung Osttimors. Wir gedenken aber auch voller Erschütterung der tragischen Zerstörung des kleinen Landes im Sommer 1999, als vom indonesischen Militär gesteuerte bewaffnete Milizen mordend und brandschatzend versuchten, das Recht der Osttimoresen auf Selbstbestimmung zu untergraben. Diese Verbrechen, die die Weltöffentlichkeit aufrüttelten, waren der Gipfel und das Ende der indonesischen Besetzung. 24 Jahre lang haben sich die Menschen gegen die indonesische Fremdherrschaft gewehrt, haben mit Mut und Stärke Widerstand geleistet gegen alltäglichen Terror und Unterdrückung und sich für ein Leben in Frieden und ohne Gewalt eingesetzt. Wie viele Menschen während der indonesischen Besetzung umgebracht wurden, an Hunger und Krankheiten umkamen, in den Gefängnissen verschwanden – niemand weiß es. Schätzungen sprechen von einem Drittel der Bevölkerung. Indonesien hat jahrzehntelang schwere Menschenrechtsverletzungen begangen, ohne dass die Weltöffentlichkeit eingeschritten wäre. Nur dem Widerstand der Osttimoresen selbst ist es zu verdanken, dass die Mauer aus Realpolitik und Ignoranz, mit der die Staatengemeinschaft dem Konflikt lange Zeit begegnete, überwunden wurde. Die Bevölkerung hat nicht nachgelassen, sich für die Einhaltung von Menschenrechten und ihr Recht auf Selbstbestimmung einzusetzen.
Der Unabhängigkeitstag zu Pfingstmontag ist nicht nur für die Osttimoresen ein Freudentag. Auch die Staatengemeinschaft kann sich mitfreuen, dass der erste Schritt in ein demokratisch strukturiertes Staatssystem als Erfolg zu verbuchen ist. Vieles der zerstörten Infrastruktur konnte mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut werden. Doch noch steht das Land vor großen Aufgaben, bis alle Osttimoresen ein Leben nicht nur in Freiheit, sondern auch in Frieden und Gerechtigkeit genießen können. Dazu ist die Aufarbeitung der Vergangenheit unerlässlich. Versöhnung setzt juristische Aufarbeitung voraus. Aufgabe und Verpflichtung der internationalen Staatengemeinschaft bleibt es, sich für die strafrechtliche Ahnung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Osttimor 1999, begangen vom indonesischen Militär und seinen Milizen, einzusetzen. Wenn Gerechtigkeit gelingen soll, muss der Straffreiheit der Täter ein Ende bereitet werden. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich mit allen Kräften für die strafrechtliche Ahnung der Menschenrechtsverbrechen nach internationalen Standards einsetzt. <>
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