Bangkok (taz) - Nachdem sich der 71jährige Suharto gestern
von der Nationalversammlung per Akklamation zum sechsten Mal zum Präsidenten
Indonesiens wählen ließ, werden die 1.000 Mitglieder der "beratenden
Volksversammlung" heute auch den neuen Vizepräsidenten wählen.
Schon Wochen vor der Sitzung, die am 1.März begonnen hatte und nun
endet, stand das Ergebnis dieser "Wahlen" fest: Suharto, seit 27 Jahren
Regierungschef, seit 25 Jahren Präsident, hatte sich bereit erklärt,
noch einmal für fünf Jahre das Präsidentenamt zu übernehmen,
und gleichzeitig den 57jährigen General Try Sutrisno zu seinem Thronnachfolger
ernannt.
Try war nicht Suhartos "erste Wahl". Der Präsident hatte sich als seinen Vize und Nachfolger im Amt den Minister für Forschung und Technologie, B.J. Habibie, gewünscht, mußte aber dem Druck der Militärs unter der Führung des Oberkommandierenden der Streitkräfte, Edi Ssudradjat, nachgeben. Ein ziviler Nachfolger Suhartos ist für die Armee nicht akzeptabel. Die regierende Golkar-Partei folgte dem Wunsch mit einem einstimmigen Votum für den neuen Vize. Try Sutrisno, ein Ingenieur und ein Karriere-Offizier, ist für die Streitkräfte der ideale Nachfolger Suhartos. Er hat keinerlei Ambitionen, nach dem möglichen Ende der Suharto-Ära für demokratischere Verhältnisse im Land zu sorgen.
Alle fünf Jahre findet das Ritual der Präsidentschaftswahlen
in Jakarta statt. Diesmal protestierte ein Dutzend Studenten vor dem Versammlungsgebäude
gegen die Zehn-Millionen-Mark-Show "dieser Witz-Demokratie". Auch die "Gruppe
der 50", die einzige nennenswerte Opposition in dem mit Hilfe des Militärs
diktatorisch geführten Staat, meldete sich zu Wort. Diese Versammlung
ehemaliger Generäle und Regierungsbeamter warf der Regierung Suharto
erstmals öffentlich Verletzungen der Menschenrechte, vor allem in
annektierten Osttimor, vor. Peter Dienemann
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