BANDUNG, 21. Februar (dpa/FR). Mit einem Appell zur sofortigen weltweiten
Zusammenarbeit bei der Rettung der Wälder der Erde ist am Wochenende
in der indonesischen Stadt Bandung eine internationale Waldkonferenz zu
Ende gegangen. Rund 350 Kongreßteilnehmer, darunter hundert Forstwissenschaftler
aus 35 Staaten, riefen UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali auf,
eine unabhängige Expertenkommission einzusetzen. Sie soll gemäß
den Beschlüssen des Umweltgipfels in Rio de Janeiro vom Juni 1992
eine weltweit verbindliche Waldkonvention ausarbeiten.
Hintergrund der Forderung sind der radikale Kahlschlag tropischer Regenwälder samt Brandrodungen, die den Treibhauseffekt verstärken, und das Waldsterben durch sauren Regen im Norden. Die Expertenkommission soll vorschlagen, wie die „grüne Lunge“ der Erde durch großräumige Schutzgebiete und eine naturverträgliche Bewirtschaftung bewahrt werden kann. „Wir müssen allen Streit beilegen und aufhören, mit dem Finger auf den anderen zu zeigen“, sagte Konferenzleiter Otto Soemarwoto vom Ökologieinstitut der Universität in Bandung. „Bei der Waldzerstörung haben wir uns alle schuldig gemacht.“ Der Nord-Süd-Konflikt über die Nutzung der Wälder müsse angesichts der Gefahren aufhören und in Partnerschaft münden.
Ohne es ausdrücklich zu benennen, wird in der Resolution auch ein Kapital-Transfer von Nord nach Süd zur Bewahrung der Wälder verlangt Ein gerechter internationaler Handel ohne Zollschranken müsse die nationalen Möglichkeiten verbessern, damit die Länder der Dritten Welt stärker in die Waldwirtschaft und den Naturschutz investieren könnten.
Als Vorreiter für die Tropenholz-Exporteure der Dritten Welt haben Indonesien und Malaysia massiv gegen die Diskriminierung von Tropenholzimporten in den Industrieländern Front gemacht. Besonders umstrittene Harthölzer wie Teak, Mahagoni und Meranti stammten aus naturverträglicher Waldnutzung. Ohne Waldnutzung sei es der Dritten Welt nicht möglich, ihre Lage zu verbessern. Auch die Wälder der Nordhalbkugel müßten in einen neuen oder ausgeweiteten Vertrag aufgenommen werden.
Umweltgruppen kritisierten, daß an der „Welt-Wald-Konferenz“, wie sie von indonesischer Seite genannt wurde, weder Vertreter der Umweltverbände noch Angehörige der von Waldproblemen besonders abhängigen lokalen Bevölkerung beteiligt wurden. „Da ist keine Partnerschaft und Kooperation zu sehen“, sagte Ian Fry von Greenpeace Australien angesichts der staatlich dominierten indonesischen Forstwirtschaft.
Auch William Leverett, der in Hongkong die US-Umweltgruppe Friends of Earth vertritt, vermißte die Teilnahme der Einheimischen, obwohl „die aktive Teilnahme aller gesellschaftlichen Gruppen“ als Konferenzziel gefordert worden war. Zwar habe die Konferenz einen ermutigenden Austausch wissenschaftlicher Ansichten gebracht, das Treffen sei aber zu stark von Problemen der Holzproduktion bestimmt gewesen.
Die Umweltorganisation Robin Wood nannte das Konferenzziel „verfehlt“. Beiträge kritischer Wissenschaftler zur Beteiligung der Bevölkerung im Forstsektor seien abgelehnt worden. Das verwundere um so mehr, als Indonesien „phantastische Forstmanagement-Systeme“ der lokalen Bevölkerung aufweise.
In den vergangenen 180 Jahren ist die Waldfläche der Erde um ein
Fünftel auf 29 Millionen Quadratkilometer geschrumpft. Die höchsten
Verluste unter den 87 Tropenländern verbuchten in den letzten zehn
Jahren Westafrika mit mehr als 21 Prozent, Mittelamerika mit 18, Südostasien
mit mehr als 16 und Indonesien mit über elf Prozent Im Norden blieb
der Waldbestand dagegen weitgehend stabil. <>
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