Indonesien-Information, März 1993 (Kohl-Besuch)

Quelle: Bild, 26.02.1993

 

Kohl pflückte Kakao auf Java

Von KAI DlEKMANN

Asien atmet anders, fühlt anders – in Asien lacht man heiter über Dinge, die bei uns Politiker stürzen würden


Bundeskanzler Kohl spaziert mit dem indonesischen Präsidenten Suharto durch den tropischen Park des Bogor-Palastes. Der Präsident zupft den Kanzler am Ärmel und führt ihn in einen grell-weißen Pavillon. Drinnen, an den Wänden, mindestens 100 Ölgemälde, alles Porträts blutjunger Mädchen: vollrote Lippen, dunkle große Augen, makellos samtene Haut. Und: alle nackt. Handelsminister Habibie flüsterte Kohl zu: „Das sind die Geliebten unseres früheren Präsidenten. Er hat sie alle malen lassen.“

Außenamts-Staatssekretär Castrup: „Die müßten im Kanzleramt aufgehängt werden.“ Kohl kühl: „Ihr im Auswärtigen Amt habt das viel nötiger...“

Indonesien, dritte Station der Asien-Reise. 17.500 Inseln und ein dichter dampfender Tropenwald. Mit einem blauen Mini-Bus fährt der Kanzler zur Farm des Präsidenten. Rechts und links der Straße stehen Reis-Bauern knöcheltief in den sumpfigen Feldern. In den Flußbetten treibt schlammig gelbe Brühe, Wasserbüffel glotzen behaglich.

Kanzler Kohl pflückt auf der Farm faustgroße Kakao-Früchte, entdeckte rote und weiße Lilien, sogar einen Zimtbaum: „Das ist gut. Jetzt können wir Glühwein machen. Dann schwitzt der Toni wenigstens mal richtig.“ „Toni“, Kohls Staatsminister Anton Pfeifer, lächelte tapfer und zerfloß weiter vor Hitze.

Kohl seufzte im Urwald: „Schön ist es hier. Ich bin ja selbst ein verhinderter Bauer.“ Bei seinen Gesprächen in der Hauptstadt Jakarta hatte Kohl wieder Erfolg: Firmen beider Länder vereinbarten den Bau einer Reihe Fähr- und Container-Schiffe. Gute Nachricht für die deutschen Werften. <>
 
 

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