Nachdem die Verwendung chinesischer Schriftzeichen in Indonesien fast drei Jahrzehnte lang verboten war, wurde jüngst eine Lockerung der Vorschriften beschlossen. Das Verbot war Teil einer massiven anti-chinesischen Kampagne in Folge von Suhartos Machtübernahme 1965. Unter dem Vorwand des Kommunismus-Verdachtes wurden damals zehntausende IndonesierInnen chinesischer Abstammung ermordet. Das Verbot der Verwendung chinesischer Schriftzeichen erfüllte seither den Zweck, einerseits die Zensur kommunismusverdächtiger Schriften zu erleichtern und andererseits die Diskriminierung der 6 mio starken chinesischen Minderheit offiziell aufrechtzuerhalten - eine in Indonesien leider nicht unpopuläre Maßnahme. Lediglich die regierungseigene Zeitung Harian Indonesia durfte in chinesischer Sprache erscheinen.
Nun soll der Chinesisch-Unterricht in begrenztem Maße wieder erlaubt werden, und verschiedene Publikationen der Tourismusbranche - wie Reiseprospekte und die Speisekarten internationaler Hotels - dürfen wieder in chinesischer Schrift gedruckt werden, verkündete Anfang August der Koordinationsminister für politische Angelegenheiten, Soesilo Soedarman. Allerdings unterstehen diese Druckerzeugnisse weiterhin der Überwachung durch die Behörden und dürfen nur in ausgewählten Druckereien angefertigt werden.
Die Zugeständnisse wurden bedingt durch die zunehmenden Handels- und Tourismusbeziehungen zu China und Taiwan. Zur Pflege der Beziehungen sollen chinesische TouristInnen in Zukunft auch über den Flughafen Surabaya einreisen dürfen, bisher war ihnen die Einreise nur über Jakarta und Medan genehmigt.
Ein Ende der Diskriminierung der chinesischen Minderheit in Indonesien ist dagegen nicht in Sicht. Weiterhin ist die chinesische Abstammung durch einen besonderen Code im Personalausweis vermerkt. Die Zulassung zu Schulen und Universitäten ist dadurch ebenso erschwert wie die Bewerbung auf einen Arbeitsplatz. In Behörden, Politik und Militär haben ChinesInnen keine Chance auf eine Anstellung.
Anti-chinesische Gefühle in der Bevölkerung werden zum Teil gezielt geschürt, um von anderen Problemen abzulenken oder um das gewaltsame Einschreiten von Sicherheitskräften zu begründen, wie es im April in Medan der Fall war. Dort hatten tausende von ArbeiterInnen friedlich für ihre Rechte demonstriert, bis sich die Demonstrationen, von Provokateuren gesteuert, zu blutigen anti-chinesischen Ausschreitungen wandelten.
Der latente Haß gegen ChinesInnen hindert Präsident Suharto
freilich nicht daran, gute wirtschaftliche und persönliche Beziehungen
zu einer Handvoll erfolgreicher Unternehmer zu halten, die alle chinesischer
Abstammung sind. Sie kontrollieren die Wirtschaft und machen durch Korruptionsskandale
wie der BAPINDO-Affäre von sich reden, bei der Edi Tansil, ein chinesisch-stämmige
Geschäftsmann, Kredite der indonesischen Entwicklungsbank (BAPINDO)
in Höhe von Rp. 1,3 Billionen (ca. DM 1,04 mrd) in die eigene Tasche
wirtschaftete. Während die Mehrzahl der indonesischen ChinesInnen
in Armut lebt, zieht die geschäftstüchtige Elite der Konzernchefs
die neidischen Blicke der Allgemeinheit auf sich - und verstärkt damit
ChinesInnen-Haß der Bevölkerung. Mit dem ursprünglichen
Motiv des Antikommunismus, den die Regierung weiterhin pflegt, hat das
wenig zu tun. /The Australian, 4.8.94/ <>
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