Berlin (taz/ips) - Elf indonesische Umweltgruppen haben ihren Staatspräsidenten
Suharto verklagt, weil er 184 Millionen US- Dollar aus einem Fonds für
die Wiederaufforstung des Regenwaldes verschoben hat. Der Fall wurde gestern
vor ein Verwaltungsgericht in Jakarta gebracht. Per Dekret hat Suharto
im Juni das Geld als zinsfreies Darlehen an den staatlichen Flugzeugbauer
IPTN überweisen lassen.
Mit dem Geld soll IPTN, an dessen Spitze der Suharto-Vertraute und Technologie-Minister Habibie steht, die Entwicklung des indonesischen Flugzeuges N-250 vorantreiben. Zurückgezahlt werde das Dahrlehen, wenn sich das Flugzeug gut genug verkaufe, sagte Forstminister Soeryohadikusumo der Nachrichtenagentur Reuter.
Die Umweltschützer fordern, daß das Geld umgehend seinem eigentlichen Zweck zugeführt wird. Auch solle die Regierung entschieden mehr für die Wiederaufforstung tun. Der Fonds sei mit 1,1 Milliarden Dollar gut gefüllt. Dennoch werden pro Jahr nicht mehr als 600.000 Hektar Wald neu angepflanzt, während mehr als 2,4 Millionen Hektar zerstört würden. Ein Sprecher der Umweltschützer befürchtet, daß der indonesische Regenwald, der zweitgrößte der Welt, in zehn Jahren vollständig verschwunden sein könnte. Nach einem Bericht der Weltbank liegt der Holzeinschlag in Indonesien 50 Prozent über der Quote, die eine bestandsfähige Bewirtschaftung sichern würde. In den vergangenen zehn Jahren schrumpfte der Regenwald um fast ein Viertel.
Im Juni erst hatte der deutsche Entwicklungshilfeminister Carl- Dieter Spranger (CSU) bei einem Besuch anerkennende Worte für die indonesische Forstpolitik gefunden. Das hält ihm jetzt die Initiative "Rettet den Regenwald" vor: "Der Minister sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht", wirft ihm der Initiativsprecher Reinhard Behrend vor. Lorenz Redicker
taz, 26.8.94
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