Zu einem ersten bundesweiten Indonesien-Workshop kamen Vertreter zahlreicher Gruppen und Organisationen, die sich in Deutschland mit indonesischen Themen befassen, sowie einige Einzelpersonen in Berlin. Das Treffen kam auf Initiative von Watch Indonesia! zustande. Ziel war es, Informationen auszutauschen und die Grundlage zu einer besseren Zusammenarbeit zu schaffen. Als wichtigste Themenkomplexe wurden die Frage der Menschenrechte sowie die Minderheitenproblematik in Indonesien festgestellt. Zu Themen wie Umwelt und Entwicklung dagegen wurde schnell eine weitgehende Übereinstimmung der Standpunkte festgestellt.
Menschenrechte
Zur Menschenrechtsproblematik gab es unter den auf dem Workshop vertretenen Gruppen unterschiedliche, aber wohl keine gegensätzliche Auffassungen. Es kann zwischen kollektiven und individuellen Menschenrechten unterschieden werden. Menschenrechte sind universell, sie sollten sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Ebene gelten, d.h. nicht nur der Staat ist zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet, sondern auch alle Individuen. In dieser Frage konnte ein Konsens erreicht werden. Alle Menschenrechtsverletzungen, sowohl durch das Militär als auch durch die Opposition sowie andere „vertikale“ Menschenrechtsverletzungen (z.B. als Bestandteil anderer kultureller Systeme) werden verurteilt. Die Definition der Menschenrechte durch die UNO wird akzeptiert, auch wenn sie westlich geprägt ist. Im übrigen wurde festgestellt, daß auch westliche Regierungen die UNO-Menschenrechte mißachten. Menschenrechtserziehung ist wichtig, die Bevölkerung muß auch über Rechte, nicht nur über Pflichten aufgeklärt werden. Als Zielgruppe wird die Regierung angesehen, da sie verantwortlich für die Einhaltung der Menschenrechte ist. Die indonesische Presse ist prinzipiell ebenfalls eine wichtige Zielgruppe, es gibt aber wenig Ansatzpunkte, auf sie einzuwirken. Sie übt sich zudem in letzter Zeit verstärkt in Selbstbeschränkung.
Minderheiten
Indonesien ist eine Nation aus ethnischen Gruppen mit sehr verschiedenen Kulturen. Es bestehen teilweise große Konflikte zwischen diesen Gruppen, der Dialog muß gefördert werden. Die meisten Konflikte sind aber weniger auf rein ethnische Gründe zurückzuführen, als vielmehr auf wirtschaftliche Konflikte. Separatismusbewegungen entstehen erst durch soziale und wirtschaftliche Disparitäten bzw. durch militärische Intervention. Die Frage nach einer „Scheidung“ ist Angelegenheit der Beteiligten. In Fällen, in denen die UNO eine Zugehörigkeit zum Staatsverband nicht anerkannt hat, z.B. Ost-Timor, ist die Situation allerdings eindeutig. Als wichtigstes Ziel wird das friedliche Zusammenleben angesehen, nicht die Frage einer „Trennung“. Grundsätzlich unterstützt keine der auf dem Workshop vertretenen Gruppen oder Personen separatistische Bewegungen. Im Gegenteil war man sich einig, daß der Zerfall verhindert werden sollte. Es bestehen Befürchtungen, daß es zu einer Entwicklung wie in der GUS oder im ehemaligen Jugoslawien kommen könnte. Ein Ausweg könnte in der Unterstützung von NGOs liegen, um den Partizipationsprozeß zu fördern. Die Bevölkerung muß besser aufgeklärt werden über die (De-)Zentralisierungsdiskussion, die innerhalb der Regierung geführt wird.
Zusammenarbeit
Aufgrund weitgehender Übereinstimmung
in wichtigen Sachthemen und dem von allen beklagten bislang zu ineffizienten
Informationsaustausch, wurden verschiedene Schritte vereinbart, um in Zukunft
Koordination, Informationsfluß und politischen Einfluß zu stärken.
Ein weiteres Treffen im Frühjahr 1993 soll in Frankfurt stattfinden.
Dort soll eine erste Auswertung der vereinbarten Zusammenarbeit erfolgen
und weitere Schritte überlegt werden. Langfristig ist geplant, eine
gemeinsame Dachorganisation zu gründen und das bestehende Netzwerk
auf internationale Ebene auszuweiten. <>
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