Indonesien-Information - September 1993 (Aneka Berita)

Horror Dracula Cimone

Es ist klar: der Bezirk Cimone in Tangerang, östlich von Jakarta, liegt nicht in Transsylvanien, Rumänien, dem Geburtsort von Graf Dracula. Trotzdem hat der in einen bösen Geist verwandelte Graf, der das Blut hübscher Jungfrauen aus ihren Hälsen saugte, in letzter Zeit seinen berühmten Mantel in Cimone gewedelt. Bloß weiß man nicht, mit welchem Jet er gekommen ist - eine direkte Flugverbindung von Bukarest nach Tangerang ist noch nicht existent; doch es ist eindeutig, die Bürger dort spüren seine Anwesenheit.

Obwohl sich das Gerücht zunächst in Cibodas, in der Umgebung von Bogor, südlich von Jakarta, ausbreitete, glauben die Bürger von Cimone fest daran. Eine Schülerin der mittleren Schule (S.M.P.) in Cibodas soll mit Bißspuren an ihrem Hals gestorben sein. "Sie wurde von Dracula entführt. Und seit zwei Wochen ist ihre Leiche noch nicht begraben worden", erklärte Frau Eti, 30, deren Haustür wie die Häuser ihrer Nachbarinnen mit unzähligen einfachen traditionellen Abwehrmitteln, wie Knoblauch, Daun Kelor (Moringa Pterygosperma)-Blättern und gelben Bambusstücken geschützt ist.

Nicht nur die Mütter und Jungfrauen sind verängstigt, sondern auch deren Kinder, ganz gleich ob Junge oder Mädchen. Ihre Hälse werden mit Ketten aus gelben Bambusstücken geschmückt, wenn sie zur Grundschule gehen. Die Kinder haben totale Angst. "Ich muß jetzt sogar meine Kinder begleiten, wenn sie duschen gehen", erzählte Frau Ana, 24.

Der Höhepunkt des Horrors ereignete sich Donnerstagnacht, Mitte April. An den Haustüren, -wänden und -mauern waren mit Blut befleckte Handspuren. Das einzigartige ist die Tatsache, daß nur an 28 Häusern solche Flecken zu finden waren. Kein Wunder, denn in diesen Häusern wohnen Jungfrauen. "Ich habe das Zimmer meiner drei Schwestern sofort kontrolliert", sagte Sofyan, 26, der Vater von zwei kleinen Mädchen. Die Angst der Bürger ist um so dramatischer als das Nachtleben im Westteil des Stadtzentrums ab 19.00 Uhr plötzlich tot ist. "Vorher war sogar bis 22.00 Uhr noch viel los", erklärte Juwardi, der Bezirksvorsitzende (Ketua R.T.).

Dracula in Aktion? "Ach was!", sagte der Bürgermeister von Tangerang, Djakaria Machmud. "Es gibt keinen Dracula. Es sind nur die Taten frecher Menschen", erklärte der Polizeikommandant, Kapitän Bambang Gunawan. Nun muß die Polzei hart arbeiten, um die Täter zu fassen. Ihre Laboruntersuchung hatte zum Ergebnis, daß das Blut von Tieren stammt.

Eine andere Version besagt, daß Dracula von Cimone nur auf einer mißverstandenen Geschichte beruht. Denn es gab einen Kuli, dessen Fuß verletzt war und blutete. Er versuchte das abgewischte Blut an seinen Händen an den Wänden zu säubern. "Als gefragt wurde, wessen Blut es war, antwortete er mit 'Darah Kula' (Mein Blut)", erzählte der Bezirksbürgermeister von Cimone, Joesoep.

Es ist tragisch. In Zeiten, die von gefälschten Aktien beherrscht sind, wird ein gefälschter Dracula geboren. Leider mit einer echten Wirkung. /Jakarta-Jakarta, 24.-30. April '93/. <>  
 

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