Projektbeschreibung

Im Jahr 2018 wohnten etwa 4,2 Milliarden Menschen weltweit in Städten, was ca. 55% der globalen Bevölkerung entspricht. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 bereits knapp 70% Prozent der Menschen in Städten wohnen werden, d.h. bis zu 2,5 Milliarden Menschen die innerhalb der kommenden 30 Jahre in urbane Gebiete ziehen. Der größte Teil dieses Wachstums an städtischer Bevölkerung, ca. 90%, wird in Afrika und Asien stattfinden. Mit der globalen Urbanisierung wird es zwangsläufig auch zu Urbanen Transformationen bzw. einem städtischen Wandel kommen.

Die Gründe für die globale Urbanisierung sind komplex und abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, inklusive der  jeweiligen lokalen Gegebenheiten. Die drohende globale Klimakatastrophe, eine Verknappung von Ressourcen und/oder die Verschärfung sozialer Ungleichheit sind enorme Herausforderungen für die Urbanisierung im Allgemeinen und den Wunsch einer nachhaltigen, sozialen- wie klimagerechten urbanen Transformation im Speziellen. Insofern birgt die aktuelle globale Situation Herausforderungen und Chancen zugleich, zentrale Zukunftsfragen gemeinsam mit Städten und urbanen Räumen dennoch gewinnbringend für alle zu entscheiden. 

Urbanisierungsprozesse und Urbane Transformationen unterscheiden sich stark im Globalen Norden und Süden. Dies ist zum einen durch regionale (z.B. klimatische, geografische) Aspekte begründet. Zum anderen sind die Ausgangslagen, was die aktuelle städtische und wirtschaftliche Entwicklung in den verschiedenen Regionen angeht, schlichtweg anders. Im Allgemeinen aber werden etwa 80% der weltweiten Wirtschaftsleistung in den Städten erbracht. Daher bieten Städte riesige Kapazitäten für die wirtschaftliche Absicherung mitsamt einer Vielfalt an Arbeitsplätzen. Dies ist ein wesentlicher Grund oder „Pull-Faktor” für den Weggang von Menschen aus den ländlichen Gebieten weltweit. Demgegenüber stellt eine mangelnde Erfüllung von Grundbedürfnissen in ruralen Gebieten einen „Push-Faktor” dar. 

Ein wesentlicher Unterschied des sog. Globalen Norden zum Globalen Süden liegt darin, dass im ersten Fall zwischen den Lebensumständen auf dem Land und in den Städten kaum noch Unterschiede gegeben sind. Die Infrastruktur ist ähnlich wie beispielsweise das Vorhandensein von Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, oder die ärztliche Versorgung. In vielen Teilen der Welt, die zum Globalen Süden gezählt werden, ist der Unterschied zwischen urbanem und ländlichem Raum hingegen durch große Unterschiede in der Infrastruktur, den Lebensentwürfen usw. geprägt.

Aus einer internationalen Perspektive heraus hat die Urbane Transformation vier Dimensionen: 1. die Restrukturierung der Infrastruktur, 2. die Veränderungen des sozioökonomischen Gefüges, 3. die Änderung der Repräsentation der Städte, und 4. veränderte Mobilitätsmuster von Kapital, Arbeitskraft und Wissen. Wird sich also mit Urbaner Transformation befasst, schließt das die verschiedensten Aspekte ein: Mobilität (ÖPNV, Straßennetze), nachhaltiges Bauen (ökologisch und sozialverträglich), Nahrungsmittelversorgung, Wasserversorgung, Abfallentsorgung, Versorgung mit Energie usw.. Bei dieser Vielzahl an Bereichen ist klar, dass die Urbanisierung und Urbane Transformation unterschiedliche Formen haben und die Dimensionen und Aspekte unterschiedlich stark gewichtet werden müssen, um den Gegebenheiten und Ausgangslagen der verschiedenen Orte gerecht zu werden. 

Es gibt unterschiedliche Konzepte, die die Herausforderungen der Urbanisierung aufgreifen und den Herausforderungen entgegentreten wollen. Beispiele sind sogenannte „Smart City“ Ansätze, „Urban Gardening“, Wohnraumverdichtung, Car-Sharing usw. In Deutschland und generell im Globalen Norden sind die Herausforderungen der Urbanen Transformation also anders zu bewerten und zu verstehen als im Globalen Süden. Es gibt daher große Unterschiede, allerdings auch Parallelen und Umstände die ein gegenseitiges voneinander Lernen und einen Austausch ermöglichen. 

Berlin als Hauptstadt von Deutschland ist nicht nur von großer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung, die Stadt ist mit einer Fläche von etwa 900 Quadratkilometern und ca. 3,7 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt Deutschlands und in der Europäischen Union. Soll Urbane Transformation in einem europäischen Kontext betrachtet werden, eignet sich Berlin also besonders. Laut den Vereinten Nationen werden in acht Ländern der Welt bis zum Jahr 2050 50% der Urbanisierung erfolgen. Zu diesen Ländern zählt auch Indonesien. Als G20 Staat ist Indonesien wichtiger Handelspartner für die EU und Deutschland. Die Hauptstadt Jakarta liegt mit über 10 Millionen Einwohner*innen auf Platz 15 der größten asiatischen Städte und nach Manila auf Platz 2 in Südostasien.

Im Großraum Jakarta (Jabodetabek) leben etwa 30 Millionen Menschen. Jakarta und seine Bewohner*innen haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Schon jetzt hat die Stadt ein Hochwasserproblem und angesichts des Absinkens der Böden und des steigenden Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten, wird die Stadt zu großen Teilen überflutet werden. Hinzu kommen Verkehrschaos und Luftverschmutzung. Auch um diesen Problemen zu entgegnen hat die indonesische Regierung im vergangen Jahr beschlossen, dass die Hauptstadt Indonesiens von der Insel Java auf die Insel Borneo, indonesisch Kalimantan, umziehen soll. 

Doch auch wenn der Regierungssitz von der dicht bevölkerten Insel Java nach Kalimantan verlegt wird, bleiben die Probleme bestehen und nur die wirtschaftlich besser gestellten Teile der Bevölkerung werden die Möglichkeit ergreifen können, ihre Wohnorte aus Jakarta in eine andere Stadt zu verlagern. Zurückbleiben wird die arme Bevölkerung, die mit den Problemen umgehen muss. Um diese Situation zu entschärfen bzw. bestmögliche Alternativen zu entwickeln ist eine nachhaltige Urbane Transformation für Jakarta nach wie vor unabdingbar.

Gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des

Für den Inhalt dieser Publikation ist allein Watch Indonesia! – für Demokratie, Menschenrechte und Umwelt in Indonesien und Osttimor e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von Engagement Global oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder. 

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