„Wir sind bereit zum Widerstand“

DER SPIEGEL  Nr. 19, 05. Mai 2018

Mokh Sobirin, 34, Umweltaktivist aus Indonesien, über den Protest gegen eine geplante Fabrik von Indocement, einer Tochter des deutschen Baustoffkonzerns HeidelbergCement, in Zentraljava

SPIEGELlogoSPIEGEL: Warum sind Sie gegen die Zementfabrik?

Sobirin: Ursprünglich war die Gegend um das Kendeng-Gebirge mit seinen vielen Höhlen und Wasserquellen für Iandwirtschaftliehe und touristische Nutzung vorgesehen. Dann wurde auf einmal die Raumplanung geändert, sodass auch Bergbau möglich war. Es gibt Hinweise auf Bestechung von Politikern, und deswegen haben wir den Fall der nationalen Antikorruptionsbehörde vorgelegt.

SPIEGEL: Die Unternehmen führen oft die Chancen auf wirtschaftliche Entwicklung an. Daran glauben Sie nicht?

Sobirin: Die Frage ist, zu welchem Preis. In Westjava etwa steht ja schon eine große Indocement-Fabrik, die enorme Mengen von CO2 in die Luft ablässt. Wissenschaftler haben da Proben genommen und stark erhöhte Nitratwerte im Grundwasser gefunden, eine Folge des durch Kohleverfeuerung verursachten sauren Regens. Auch die Landwirtschaft ist davon in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt aber noch eine Ungereimtheit.

SPIEGEL: Welche?

Sobirin: Offenbar aus Rücksicht auf die Industrie ist das Kendeng-Naturschutzgebiet stark verkleinert worden. Es gibt jetzt allerdings Hoffnung: Eine neue Studie unter Federführung unseres Umweltministeriums steht kurz vor der Veröffentlichung – und es sieht so aus, als würde die ziemlich kritisch werden.

SPIEGEL: Glauben Sie, den deutschen Konzern stoppen zu können?

Sobirin: Das wird nicht leicht, aber ich werde kommende Woche auf der Hauptversammlung sprechen. Ich werde ihnen sagen, dass wir bereit sind zum Widerstand. Es ist absurd, dass unsere Umwelt zerstört werden soll, obwohl es schon jetzt eine Überproduktion von Zement gibt. Ich werde die Aktionäre, die Banken und die Bundesregierung an ihre Verantwortung für Umwelt und Menschenrechte erinnern – denn die endet nicht in Zentraljava. NKL


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