„Palmölkraftstoffe schnellstens verbieten“
Nordwestzeitung online, 27. März 2019
von Ulrich Schlüter
Brake Mit einer Zertifizierung für Palmöl können nicht alle Probleme, die mit dem Palmölanbau einhergehen, behoben werden. Das betonen Tina Lutz (Robin Wood) und Dr. Josephine Sahner (Watch Indonesia!). Zu den negativen Folgen gehörten beispielsweise die Entwaldung von Regenwäldern und der damit verbundene Schaden für das Klima, der Verlust von Biodiversität sowie soziale Spannungen wie Landrechtskonflikte.
Mitglieder der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatten kürzlich das Werk von Olenex Edible Oils GmbH (frühere Fettraffinerie) in Brake besucht. Sie stellten danach fest, dass im Werk bereits Palmöl verarbeitet wird, das zu 60 Prozent zertifiziert ist und ein biologisches Gütesiegel trägt. Die Umweltschutzorganisationen Watch Indonesia! und Robin Wood weisen nun darauf hin, dass in der Europäischen Union für die energetische Verwendung von Palmöl schon seit 2011 aufgrund von EU-Vorgaben nur noch als nachhaltig zertifiziertes Palmöl eingesetzt werden darf, ohne dass dies in nennenswerter Weise die Probleme in den Anbauländern verbessert hätte.
Zertifizierungen können laut Tina Lutz und Josephine Sahner immer nur einen relativ geringen Teil der mit dem Anbau verbundenen Probleme lösen. Vor allen Dingen sei es die Menge an produzierten Palmöl, die zum Problem geworden sei. „Die prognostizierten Massen an Palmöl, die jetzt auch noch für den rasant wachsenden Bedarf an Biokraftstoffen auf Basis von Palmöl benötigt werden, lassen sich überhaupt nicht nachhaltig produzieren.“ Dafür stehe nicht genug Anbaufläche zur Verfügung.
Die EU ist der zweitgrößte Importeur von Palmöl weltweit. Mehr als die Hälfte dieses Palmöls landet inzwischen in Autotanks oder Kesselhäusern. Palmölkraftstoffe seien etwa dreimal so klimaschädlich wie herkömmliche Kraftstoffe. „Wir arbeiten dahingehend, diesen so schnell wie möglich zu verbieten. Auch in anderen Bereichen setzen wir uns für eine Reduktion des Palmölverbrauchs sowie einen, wenn möglich und sinnvoll, Ersatz durch alternative Fette ein.“
Um den Anbau und den Handel mit Palmöl nachhaltig zu gestalten, hatten 2004 Palmölproduzenten und Palmölabnehmer mit dem WWF den RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) gegründet. „Der RSPO ist vor allem wegen der nur unzureichenden Umsetzung seiner Standards, aufgrund von mangelhaften Kontroll- und Sanktionsmechanismen kritisch zu sehen“, so die Umweltschützerinnen. Bis Ende 2019 sollen nach ihren Worten neue Standards und Kriterien des RSPO (RSPO P&C 2018) umgesetzt werden. Zweifelhaft bleibe, ob die neuen Richtlinien in den Anbaugebieten umzusetzen sind. Schon die vorherigen Standards würden nur sehr mangelhaft umgesetzt.
Laut RSPO sollen die Ökosysteme erhalten, geschützt und verbessert werden. Wie man dies erreichen wolle, wenn zuvor artenreiche Gebiete in Monokulturen umgewandelt wurden, müsse man weiter kritisch hinterfragen.